LITERATUR IM MUTZ

In Zusammenarbeit mit dem Café-Restaurant Mutz organisieren wir viele tolle Lesungen mit bekannten und weniger bekannten AutorInnen.

Mehr Infos

 

Am 15. Juni ist Michel Bergmann gestorben. Ein Nachruf von Sabine Levi.

Michel Bergmann war ein so wunderbarer Mensch, dass ich gar nicht weiß, wohin mit der Ohnmacht. Wohin mit dem Verlust.

Die Unersetzbarkeit zu spüren, macht einen hilflos.

Michel Bergmann war Regisseur und Autor. Er hat mit seinem Filmen und seinen Romanen etwas ganz Besonderes geleistet. Es gibt viele Romane über die Shoah, es gibt viele jüdische Familienepen wie die Bertinis, die Effingers oder Melnitz. Wichtige und wunderbare Bücher. Alle enden nach dem Krieg. 

Michel Bergmanns Teilacher kämpfen sich durch das Nachkriegsdeutschland. Herr Klee und Herr Feld sind ältere jüdische Herren, die eine neue perfekte Haushaltshilfe haben - fast perfekt, leider palästinensisch. Seine Krimiserie um einen detektivischen Frankfurter Rabbi skizziert schlicht und einfach jüdisches Leben 2020 in Deutschland. 

Er hat über deutsche Juden geschrieben, über deren Alltag, über deren Leben als -wenn es so etwas in Deutschland geben kann- ganz normalen Teil unserer Gesellschaft. 

Dieser wunderbare Michel Bergmann, dieser ungeheuer liebe, charmante Mann mit herrlichen Witz und einer einmaligen, unvergleichlichen Chuzpe hat so einen elementar wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft geleistet.

Ohne viel Federlesen, ohne Tam Tam und roten Teppich, ohne Geschrei und ohne Aufregung hat er jüdisches Leben in Deutschland porträtiert.  

Michel Bergmann, in Basel geborener deutscher Österreicher, war unromantisch romantisch, war trocken humorvoll, war witzig melancholisch, war klein. Und er war groß, ganz groß. 

Eine Größe, wie sie diese Zeit braucht. Eine Größe, die uns sehr sehr fehlen wird. Unersetzlich.